Insulea - Mein Leben mit chronischen Erkrankungen

Ein Blog über meinen Alltag mit Diabetes Typ 1, Asthma, POTS und Endometriose.

Das erste Mal mit Diabetes - eine Blogparade


Gestern Abend war "Das erste Mal mit Diabetes habe ich..." unser Thema im Dedoc Tweetchat und ich fand das Thema so interessant, dass ich es gern in eine Blogparade umwandeln würde.
Jeder der Lust hat, darf also gern einen Blogpost über seine persönlichen Erfahrungen schreiben und mir den Link schicken. Ich würde mich freuen, wenn ich an dieser Stelle ein paar schöne Beiträge verlinken könnte.  Lieben Dank an dieser Stelle an Aleks für die tolle Idee!

Aller Anfang ist schwer, besonders aber nach der Diagnose einer chronischen Erkrankung.
Die Vorstellung, all diese "ersten Male" nun für den Rest des Lebens ausführen zu müssen, sieht zuerst nicht besonders rosig aus. Doch Dinge, die unüberwindbar erschienen, sind mit der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen, geschehen ganz automatisch und ohne Extragedanken.
Ein Rückblick auf diese ersten Male zeigt mir in diesem Fall, dass es immer Dinge geben wird, über die ich Jahre später endlich schmunzeln kann, anstatt darüber in Tränen auszubrechen.
Leider findet Diabetes noch kein Ende, dafür die schlechten Phasen. Immer. Versprochen.





Wer meine Geschichte kennt, der weiß, dass ich in den USA anfänglich falsch behandelt wurde, daher weichen meine Erzählungen vermutlich etwas von einer deutschen Diabetes-Schulung ab.

Nach 2 Monaten, in denen es mir gesundheitlich und psychisch sehr schlecht ging und 10(!) Tage nach der Diagnose Diabetes Typ 1 hatte ich endlich einen Termin bei einer Krankenschwester im lokalen Krankenhaus. Sie sollte mir erklären, wie ich den Insulinpen (Lantus) handhabe und was ich als Mensch mit Diabetes nun beachten muss. 
Nachdem sie die Pennadel auf den Pen geschraubt hatte, übergab sie ihn mir fast feierlich und holte sich eine Atrappe, um mir den Einstich vorzumachen.  Unbeeindruckt und erleichtert, dass ich mit dieser Krankheit leben konnte und das Leiden endlich ein Ende haben würde, piekste ich mir die 6mm Nadel in den Bauch, als sie gerade wegschaute. Ihren entgeisterten Blick werde ich wohl nie vergessen.

Schlimm oder schmerzhaft fand ich das erste Mal Insulin spritzen also nicht, nur die Stellen brannten anfangs und ich war übersät mit großen blauen Flecken, was wohl kein Wunder war, wenn ich bedenke, wie stark ich in den 2 Monaten abgenommen hatte.




Leider bekam ich auf dieser "Schulung" auch gesagt, dass ich auf Lebensmittel mit Kohlenhydraten weitesgehend verzichten sollte. Ich sollte Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen zu mir nehmen.
No carbs, but dietary fiber!

Klar, dass die unfreiwillige Diät gepaart mit Basalinsulin nicht besonders gut funktionierte. Natürlich war ich so eigentlich dauerhaft unterzuckert, nach jeder "Mahlzeit", die oft nur aus Karotten, Käse und etwas Brot bestand, fing das große Zittern wieder an. Manchmal so schlimm, dass ich nur noch in die Küche kriechen konnte, in der der Traubenzucker gelagert wurde. Nach ein paar Tagen stellte ich mir vorsichtshalber bereits Gläser mit Orangensaft daneben. 
Mir war zwar bewusst, dass da etwas faul war, allerdings hatte ich natürlich Angst, dass ich doch etwas "Schlimmeres" als Diabetes haben könnte. Auf die Idee, dass ich schlicht und ergreifend falsch behandelt wurde, kam ich ohne eine vernünftige Schulung natürlich nicht.




Der erste Urlaub mit Diabetes im Gepäck war bei mir die Abschlussfahrt nach Prag.
Da wir viel zu Fuß unterwegs waren, unterzuckerte ich auch sehr oft - damals traute ich mich noch nicht, weniger Basal zu spritzen, jetzt mit der Pumpe natürlich kein Thema mehr. Zum Glück nahmen meine Klassenkamerad*innen Rücksicht und gaben mir Süßigkeiten aus oder trugen meine Tasche, wenn mir die Puste ausging.
Die einzige Zeit mit hohen Blutzuckerwerten war die lange Fahrt mit dem Bus - besonders schön, wenn man 3 Stunden im Stau steht und der Überzucker auf die Blase drückt. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr gefreut, ein McDonalds zu sehen als nach diesen Stunden.




Meine erste schlimme Überzuckerung erlebte ich während des oralen Glukosetoleranztests in den USA.
Dieser gestaltete sich auch etwas anders als in Deutschland. Zuerst wurde natürlich Blut für den Nüchternwert abgenommen. Danach bekam ich in Wasser gelöste Glukose zu trinken, so weit so gut.
Nun sollte ich im Wartezimmer Platz nehmen und für 4 Stunden jede Stunde Blut abgenommen bekommen. Die Krankenschwester sagte, ich solle Bescheid sagen, wenn es mir nicht gutginge und ich war erst etwas verwirrt: Was sollte denn schon passieren?
Ein paar Minuten später hatte ich die Antwort: Der Raum fing an, sich zu drehen. Immer schneller.
Ich wurde in einen Rollstuhl gesetzt und in einen Raum mit Liege gebracht, auf der ich platziert wurde.
Mittlerweile konnte ich die Augen kaum noch offen halten, da ich keinen Punkt zum Fokussieren fand, atmen fiel mir schwer. Die Schwestern schrieen mich an, bloß die Augen offenzuhalten, während ich mich wie ein Fisch an Land fühlte. Und ich dachte für eine Stunde wirklich, ich müsste jetzt sterben.

Keine Ahnung, wie hoch der Blutzuckerwert zu dem Zeitpunkt war, nach den 4 elendigsten Stunden in meinem Leben war er auf 400mg/dl "gesunken". Dann endlich, endlich wurde mir anscheinend etwas Insulin gespritzt. Oder meine Bauchspeicheldrüse holte noch mal alles aus sich heraus. Ich kann mich an vieles gar nicht mehr erinnern, nur an dieses Gefühl, als ich auf der Liege lag und meine Gastmutter meine Hand hielt. 
Seitdem hatte ich keinen Wert über 350mg/dl mehr und hoffe, dass das so bleibt. Toi, toi, toi.

Wie ihr wisst, war die Zeit rund um meine Diagnose ziemlich krass und ich bin sehr froh darüber, wieder darüber sprechen und auch schreiben zu können, ohne dass ich mich dabei schlecht fühle. Ich denke, es ist wichtig für mich, auch all das Schlechte niederzuschreiben, allein schon, um mich wieder zu erinnern und diese Gedanken hinter mir zu lassen, anstatt sie zu verdrängen.
Und es tut gut, zu wissen, dass das alles der Vergangenheit angehört und ich mittlerweile wirklich gut mit meinem Diabetes klarkomme und keine Angst mehr haben muss.



Saskia von Diafeelings
Lisa von Lisabetes
Alana von Against the Hurricane
Steffi von Pep me up
Beate von Beate putzt
Mel von Mein Diabetes&Ich
Sarah von Dia-beat-this
Thomas

Danke fürs Mitmachen! :-)

2 Kommentare

Anonym hat gesagt…
Hallo Lea,

schön, dass ich durch die Blogparade auf deinen Blog gestoßen bin, kannte ihn bisher noch nicht - shame on me. Schöne Idee, ich mache mit! :)

Liebe Grüße, Beate von https://beateputzt.wordpress.com/
Katharina hat gesagt…
Liebe Lea,

auch ich habe mein Bestes gegeben, einen würdigen Beitrag zu leisten :)
http://nervenauszuckerwatte.blogspot.de/2015/08/leas-blogparade-das-erste-mal-mit.html

Liebe Grüße

Katharina